Trier, den 25.04.2023:

Anlässlich des 15-jährigen Bestehens des trägerübergreifenden Ethikrats im Bistum Trier fand am 25.04.2023 eine Fachtagung zum Thema „Umgang mit Sterbewünschen“ im Rahmen der Heilig-Rock-Tage statt. Die mehr als 100 Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, sich in Form von Fachvorträgen aus den Bereichen Palliativmedizin und Medizinethik sowie in verschiedenen Workshops mit dem Thema zu beschäftigen. Durch das Programm führte Dr. Patrick Hünerfeld, Arzt und Journalist beim SWR.

Die Referenten Prof. Dr. Stephan Sahm, Onkologe und Medizinethiker (Frankfurt), und Prof. Dr. Constanze Giese, Lehrstuhl für Ethik und Anthropologie (München), eröffneten thematisch die Tagung. Prof. Dr. Sahm referierte zum Thema Sterbewünsche aus palliativmedizinischer Perspektive. In seinem Vortrag warf er die Frage auf, ob Suizidhilfe Gewaltsuizide verhindern könne. Der internationale Vergleich zeige, dass schon das Angebot eines assistierten Suizids die Fallzahlen erhöhe – Angebot schaffe Nachfrage. Prof. Sahm betonte, dass die Suizidassistenz kein Bestandteil ärztlicher Tätigkeiten sei.

Frau Prof. Giese nahm sich der Thematik aus einer pflege- und medizinethischen Perspektive an. Sie ging dabei auf die aktuell im Bundestag diskutierten Entwürfe ein und hob hervor, dass mit dem Recht auf Sterbehilfe keine Verpflichtung zur Sterbehilfe verbunden ist. Dies sei besonders für Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaften relevant. Prof. Giese stellte in ihrem Vortrag klar heraus, dass Gespräche über Sterbewünsche grundsätzlich ergebnisoffen zu führen seien, ohne dabei jedoch eine Kultur der Lebensbejahung in christlichen Häusern leugnen zu wollen. Auf den Punkt gebracht: „Ja, wir würden wollen, dass Du lebst; aber wir lassen Dich nicht allein, wenn Du es anders siehst.“

Im Abschluss an die Vorträge hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit in verschiedene Workshops mehr über die juristische, ethische und lebenspraktische Einordnung von Sterbewünschen zu erfahren. Dies wurde ergänzt um Impulse für eine gelingende Gesprächskultur und Orientierungsimpulse für Führungskräfte im Kontext der Suizidhilfe.

Alle Teilnehmer der Veranstaltung betonten die Wichtigkeit einer klaren Positionierung von konfessionellen Trägerschaften im Umgang mit Sterbewünschen. Besonders im Bewusstsein blieb die Erkenntnis, dass jede Form der Regulierung zu einer zukünftigen Normalisierung der Suizidassistenz beitragen könne – zugleich aber auch einer Beliebigkeit im Umgang mit Sterbewünschen gewehrt werden müsse.

Umgang
Foto: Ethik-Institut
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Foto: Ethik-Institut
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