Paul Tillich (1886-1965)
Über Paul Tillich
Der Religionsphilosoph und evangelische Theologe Paul Tillich gehört zu den großen Gestalten der abendländischen Theologie- und Geistesgeschichte. Er wurde am 20. August 1886 in Starzeddel bei Guben (heute: Starosiedle/Polen) geboren. Seine Jugend verbrachte er in der damaligen Brandenburgischen Neumark und in Berlin, wo er das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium besuchte. Sein theologisches und philosophisches Studium absolvierte er in Berlin, Tübingen und Halle. 1909 erfolgte das Erste theologische Examen, 1910 die Promotion zum Doktor der Philosophie, 1911 die Promotion zum Lizentiaten der Theologie.
Nach seiner Vikars- und Hilfspredigerzeit entschied er sich für die Universitätslaufbahn. Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete er sich freiwillig als Feldgeistlicher an die Westfront. Im Kriegsjahr 1916 erfolgte die Habilitation für Theologie in Halle. Nach dem Krieg habilitierte er sich nach Berlin um und begann dort seine theologische Lehrtätigkeit als Privatdozent der Theologie. Weitere Stationen waren: außerordentlicher Professor für Systematische Theologie in Marburg, ordentlicher Professor für Religionswissenschaft in Dresden und anschließend ordentlicher Professor für Philosophie und Soziologie in Frankfurt am Main.
Sein Engagement für politische und soziale Probleme ("Religiöser Sozialismus") und sein 1933 erschienenes Buch "Die sozialistische Entscheidung" erregten die Gegnerschaft des Nationalsozialismus, und so wurde er im Frühjahr 1933 von seinem Lehrstuhl in Frankfurt suspendiert.
Im Sommer desselben Jahres erwirkten amerikanische Theologen seine vorläufige Anstellung am "Union Theological Seminary" in New York. Aus dem Gastjahr wurde schließlich eine Vollprofessur für Philosophische Theologie. Nach seiner Emeritierung im Jahre 1955 war seine wissenschaftliche Laufbahn noch nicht zu Ende. Die Harvard Universität berief den Neunundsechzigjährigen zum "University-Professor" - die höchste akademische Ehre, die Amerika zu vergeben hat. 1962 folgte er einem Ruf an die "Divinity School" der Universität Chicago. Im selben Jahr wurde ihm der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen. Tillich starb am 22. Oktober 1965 in Chicago.
Zu seinen Hauptwerken zählen: Systematische Theologie (3 Bde.); Religiöse Reden (3 Bde.); Der Mut zum Sein, Biblische Religion und die Frage nach dem Sein; Wesen und Wandel des Glaubens; Liebe, Macht, Gerechtigkeit.
Zeittafel
1886 | Am 20. August wird Paul Tillich in Starzeddel |
(heute: Starosiedle/Polen) geboren. | |
1904-1908 | Studium der evangelischen Theologie in Berlin, Tübingen, Halle und wiederum Berlin. |
1909 | Erstes theologisches Examen, danach Pfarrverweser in Lichtenrade. |
1910 | Promotion zum Dr.phil. an der Universität Breslau. |
1911-1912 | Lehrvikariat in Nauen. |
1912 | Promotion zum Lic.theol. an der Universität Halle. |
1912 | Ordination an der St.Matthäuskirche in Berlin. |
1912-1913 | Hilfsprediger an der Erlöserkirche in Berlin-Moabit. |
1914 | Heirat mit Greti Wever. |
1914-1918 | Freiwilliger Feldgeistlicher an der Westfront. |
1916 | Habilitation für Theologie an der Universität Halle. |
1919 | Umhabilitation von Halle nach Berlin. |
Über die Idee einer Theologie der Kultur | |
1919-1924 | Privatdozent an der Universität Berlin. |
1921 | Scheidung von seiner ersten Frau Greti. |
1923 | Das System der Wissenschaften nach Gegenständen und Methoden |
1924 | Heirat mit Hannah Werner. |
Rechtfertigung und Zweifel | |
1924-1925 | Extraordinarius für Systematische Theologie an der Philipps-Universität Marburg an der Lahn. |
1925 | Religionsphilosophie. Dogmatik |
(postum veröfftl.) | |
1925-1929 | Ordinarius für Religionswissenschaft an der Sächsischen Technischen Hochschule Dresden. |
1926 | Die religiöse Lage der Gegenwart |
Das Dämonische. Kairos und Logos. | |
1927-1929 | Gleichzeitig Ordentlicher Honorarprofessor für Religionsphilosophie und Kulturphilosophie an der Universität Leipzig. |
1928 | Das religiöse Symbol |
1929-1933 | Ordinarius für Philosophie und Soziologie an der Universität Frankfurt am Main. |
1930 | Religiöse Verwirklichung |
1933 | Suspendierung vom Amt und Emigration in die USA. |
Die sozialistische Entscheidung | |
1933-1934 | Lecturer an der Columbia Universität in New York. |
1933-1937 | Lecturer am Union Theological Seminary in New York. |
1936 | The Interpretation of History. |
1937-1940 | Associate Professor of Philosophical Theology am Union Theological Seminary in New York. |
1940 | Tillich wird amerikanischer Staatsbürger. |
1940-1955 | Professor of Philosophical Theology am Union Theological Seminary in New York. |
1942-1944 | Reden "an meine deutschen Freunde". |
1948 | Erste Deutschlandreise nach dem Zweiten Weltkrieg. |
The Shaking of the Foundations. | |
The Protestant Era. | |
1951 | Systematic Theology I. |
1952 | The Courage to Be. |
1954 | Love, Power, and Justice. |
1955 | Biblical Religion and the Search for Ultimate Reality. |
The New Being. | |
1955-1962 | University Professor an der Harvard Universität. |
1957 | Systematic Theology II |
Dynamics of Faith | |
1962 | Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. |
1962-1965 | John Nuveen Professor an der Federated Theological Faculty in Chicago. |
1963 | Systematic Theology III. Christianity and the Encounter of World Religions. The Eternal Now. |
Morality and Beyond. | |
1965 | Am 22. Oktober stirbt Paul Tillich in Chicago. |